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Gunnar Schupelius - Mein Ärger

Der Wohnungsbau scheitert daran, dass er den Nachbarn nicht gefällt

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Die Wohnungsnot läßt sich nur durch Neubau lindern. Doch fast überall dort, wo gebaut werden soll, wehren sich die Anwohner dagegen, kritisiert Gunnar Schupelius.

Unter der Regie von Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) ist ein Konzept für den Wohnungsbau entstanden. Es nennt sich „Stadtentwicklungsplan Wohnen 2030“ (StEP).

Nach diesem Plan wäre der Neubau von 199 000 Wohnungen bis 2030 möglich. Es sind einerseits neue Siedlungen vorgesehen, wie etwa in Spandau (Wasserstadt Oberhavel) oder Pankow (Elisabeth-Aue). Andererseits sollen Baulücken geschlossen, Flachbauten aufgestockt und Dächer ausgebaut werden.

Das hört sich sinnvoll an, so, als müssten nur noch die Bauherren gefunden werden, private oder städtische Baugesellschaften. Aber das ist nicht alles, denn fast überall dort, wo gebaut werden soll, regt sich auch Protest.

23 000 neue Wohnungen sollen nach dem Stadtentwicklungsplan in Form der sogenannten „Nachverdichtung“ in 30 bestehenden Großsiedlungen entstehen, zum Beispiel in der Gropiusstadt, im Märkischen Viertel, im Ensemble Heinrich-Heine-Straße oder in einer Gesobau-Siedlung in Pankow.

Diese Siedlungen wurden so angelegt, dass zwischen den Wohnblöcken Platz für Grünflächen, Bäume, Spielplätze, Parkbänke und Parkplätze blieb. Es wurde darauf geachtet, dass praktisch jede Wohnung Licht und Luft bekommt und kein Fenster verschattet ist.

Diese Freiräume werden durch die sogenannte „Verdichtung“ beschnitten. Parkplätze entfallen, Bäume müssen weichen, in großen Innenhöfen entstehen Neubauten und nehmen den ansässigen Mietern die Sicht. Für sie verändert sich die Lage nicht zum Besseren.

Kein Wunder also, dass sich überall in der Stadt Mieterinitiativen bilden und jeden Neubau in ihrer Siedlung ablehnen. Das ist verständlich, denn es lebt sich gut in den Großsiedlungen. Man hat eine schöne Wohnung, das Auto vor der Tür, die Blätter rauschen, im Hof spielen die Kinder.

Wer aber diese Verdichtungen ablehnt, der muss sich fragen lassen, wo er denn den Neubau von Wohnungen vorschlägt. Sollen die Kleingärten platt gemacht werden? Schwierig. Auch die Kleingärtner kämpfen um jeden Quadratmeter. Das ist ebenfalls verständlich.

Das Tempelhofer Feld wäre ein gutes Bauland, fällt aber wegen des Volksentscheids von 2014 aus und wird im Stadtentwicklungsplan gar nicht erwähnt. Andere Flächen wie die Elisabeth-Aue in Pankow und die Westkreuz-Brache in Charlottenburg wären es auch, werden aber von den Grünen frei gehalten, die sich in Pankow Ackerbau und in Charlottenburg eine Frischluftschneise wünschen und beides für wichtiger halten als den Neubau von Wohnungen.

Der „Stadtentwicklungsplan Wohnen 2030“ sieht ganz vernünftig aus. Wenn die Stadt wächst, müssen natürlich Lücken geschlossen werden, die es in Berlin seit 1945 sehr reichlich gibt.

Dann müssen Opfer gebracht werden, auch von den Anwohnern. Sonst werden diejenigen, die sich vergrößern müssen oder neu nach Berlin kommen, niemals eine Wohnung finden.

Die Wohnungsnot lässt sich nur durch Neubau lindern. Daran führt kein Weg vorbei.


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Themen: Katrin Lompscher Wohnungsbau
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