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Anti-Auto-Senatorin fordert

Benziner und Diesel sollen raus aus Berlin!

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Für den Vorstoß von Verkehrssenatorin Regine Günther gibt es heftige Kritik von allen Seiten. Der ADAC wirft ihr „radikale Polemik“ vor.

Zuerst wünschte sie, dass die Menschen ihr Auto abschaffen. Jetzt bringt Verkehrssenatorin Regine Günther (56, parteilos, für die Grünen) ein Fahrverbot für alle Autos mit Verbrennungsmotor ins Gespräch – in ganz Berlin.

Sie könne sich vorstellen, dass in Berlin irgendwann Autos mit Verbrennungsmotoren nicht mehr einfahren dürfen, sagte Günther der „Welt“. „Diese Fahrzeuge werden hoffentlich in naher Zukunft in keiner Stadt mehr fahren, auch nicht in Berlin.“ Günther begründet ihren Vorstoß mit Lärm, Luftverschmutzung und Unfällen, die Autos verursachen.

In Politik und Wirtschaft löste Günther eine Welle der Empörung aus

Bernhard Mattes (62), Chef des Verbandes der Automobilindustrie, sagt: „Bevor die Verkehrssenatorin über generelle Fahrverbote für derzeit 99 Prozent aller Autos in Berlin nachdenkt, regen wir an, dass Berlin seinen ÖPNV so ausbaut, dass er den heutigen Bedarf bedienen kann.“

Billy Yu (59) Raumausstatter aus Kreuzberg: „Tolle Idee, wenn Frau Günther mir ein Elektrofahrzeug finanziert. Wir Handwerker sind angewiesen auf unsere Autos und müssen alles selbst bezahlen"
Billy Yu (59) Raumausstatter aus Kreuzberg: „Tolle Idee, wenn Frau Günther mir ein Elektrofahrzeug finanziert. Wir Handwerker sind angewiesen auf unsere Autos und müssen alles selbst bezahlen (Foto: Günther) Foto: Günther

Jan Eder (56), Hauptgeschäftsführer der IHK, kritisiert: „Eine ‚Anti-Auto-Debatte‘ lenkt von den eigentlichen Aufgaben ab. Notwendig ist vielmehr die intelligente Bündelung aller Verkehrsträger.“

ADAC-Sprecherin Sandra Hass (33) wirft Günther „radikale Polemik“ vor: „Die Menschen in der Hauptstadt sind nach wie vor auf ihr Auto angewiesen. Denn die Alternativen sind längst nicht so ausgebaut, dass sie den Umstieg auf den ÖPNV ermöglichen.“

„Autofeindlichkeit“

Der Chef des Verkehrsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus, Oliver Friederici (48, CDU), spricht von einer „Autofeindlichkeit“ der Senatorin. Friederici glaubt, ohne Autos mit Benziner- und Dieselmotoren würde die Wirtschaft in Berlin zusammenbrechen.

Ein Fahrradfahrer auf dem neu angelegten Radweg an der Hasenheide
Ein Fahrradfahrer auf dem neu angelegten Radweg an der Hasenheide (Foto: Günther) Foto: Günther

Henner Schmidt (55), Verkehrsexperte der FDP, sagt, Günthers Vorstoß habe mit Umweltschutz gar nichts zu tun: „Entscheidend ist, dass die Grenzwerte eingehalten werden, und das geht auch mit modernen Verbrennungsmotoren.“

Fahrrad-Aktivist fordert Radweg-Zeitplan

Fahrrad-Aktivist Heinrich Strößenreuther fordert einen „Masterplan“ für die Umsetzung des Berliner Mobilitätsgesetzes. Aus seiner Sicht sind klare zeitliche Vorgaben für die geplante Ausweitung des Radwegenetzes um 4.000 Kilometer notwendig.

Fahrrad-Aktivist Heinrich Strößenreuther
Fahrrad-Aktivist Heinrich Strößenreuther (Foto: Norbert Michalke) Foto: .

Mit dem im vergangenen Sommer beschlossenen Mobilitätsgesetz soll Fahrrädern und dem Öffentlichen Nahverkehr in der Verkehrsplanung der Hauptstadt Vorrang vor dem Autoverkehr eingeräumt werden. Damit alle neuen Fahrradwege wie geplant in elf Jahren fertig sind, braucht es Strößenreuther zufolge auch deutlich mehr Verkehrsplaner als bisher.

Mehr Radwege, weniger Parkplätze! Das sind die rot-rot-grünen Verkehrspläne

Das rot-rot-grüne Regierungsbündnis sagte den Autofahrern schon mit der Unterschrift unter den Koalitionsvertrag den Kampf an. Jetzt zieht Verkehrssenatorin Günther zu Felde.

►Autofahrer

Die Verlängerung der Autobahn A 100 um 3,2 Kilometer bis zum Treptower Park wird nicht gestoppt, der Weiterbau bis zur Frankfurter Allee aber verhindert. Fahrradständer ersetzen Autoparkplätze. Tempo 30-Zonen werden ausgebaut.

►Radfahrer

Der Ausbau der Radwege steckt noch in den Kinderschuhen. Bislang wurden erst drei geschützte Radwege gebaut (3,50 Meter breit und grün gestrichen). Zehn Radschnellverbindungen sind geplant, aber erst bei einer, der Teltow-Route, hat die Bürgerbeteiligung schon begonnen.

Der Koalitionsvertrag sieht ab 2019 jährlich 51 Millionen Euro für Radwege vor. Weil die Bezirksämter ihre Stellen nicht schnell genug besetzen können, kann einiges Geld nicht ausgegeben werden.

►Bus- und Bahnfahrer

Bis 2030 sollen alle Diesel-Busse der BVG durch E-Busse ersetzt werden. Mehrere Buslinien werden durch Straßenbahnen ersetzt, die Taktzeiten verkürzt.

Es wird überlegt, noch vor 2021 die Verlängerung der U-Bahnlinien 6, 7 und 8 zu beschließen.

►Fußgänger

Grünphasen an Fußgängerampeln sollen verlängert, Gehwege verbreitert und neue Fußgängerübergänge an Straßen geschaffen werden. Der Bau von Mittelinseln und Zebrastreifen soll die Verkehrssicherheit erhöhen.

Themen: Auto Berlin Verkehr Diesel
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