Dass Hypoport abwandert, ist ein Armutszeugnis für Berlin, meint Dominik Bath.

Die Verlagerung des Hypoport-Firmensitzes von Berlin nach Lübeck ist ein Rückschlag für den Senat. Berlin, ohnehin nicht sonderlich reich gesegnet mit börsennotierten Konzernen, müsste Unternehmen wie Hypoport den roten Teppich ausrollen. Stattdessen ist das Gegenteil passiert. Für die Politik ist der Vorgang in diesem Fall tatsächlich nichts anderes als ein Armutszeugnis.

Der Finanzdienstleister Hypoport hatte in Berlin eigentlich große Pläne – warum denn auch nicht: In wohl keiner anderen deutschen Stadt finden Unternehmen leichter gut qualifizierte Mitarbeiter. Zudem eröffnet die hiesige Digital-Szene einer Firma wie Hypoport große Möglichkeiten was Kooperationen und Inspiration angeht. Doch die Finanzverwaltung von SPD-Senator Matthias Kollatz machte die Hypoport-Träume zunichte. Weil Kollatz das Gebäude für seine Behörde wollte, setzte er Hypoport vor die Tür. In Berlin, wo Büroflächen rar gesät sind, darf man so nicht mit einem Unternehmen umgehen.

Wirtschaftssenatorin Pop hätte einschreiten müssen

Auch Wirtschaftssenatorin Ramona Pop sieht in dem Fall nicht gut aus. Pop hat wohl erst spät von den Plänen ihres Kollegen Kollatz erfahren, hätte aber spätestens dann vehement einschreiten müssen. Berlin ist darauf angewiesen, dass Firmen in der Stadt weiter wachsen können. Die Rahmenbedingungen dafür müssen auch durch die Wirtschaftssenatorin gestaltet und bewahrt werden. Bei Hypoport hat Pop darin versagt.

Die Verlagerung des Firmensitzes des Finanzdienstleisters muss für den Senat auch eine Warnung sein. Zwar hatten die Entscheidung von Siemens, in Spandau einen Campus aufzubauen, und auch die Ansiedlung der Zentrale von Sony-Music in Schöneberg zuletzt bewiesen, dass Berlin ein hochattraktiver Standort für Unternehmen ist. Soll der Erfolg anhalten, muss jetzt vor allem die Politik aus dem Fall Hypoport die richtigen Lehren ziehen.