Pannen-Airport BER: Flughafen-Chef will TÜV-Kriterien lockern

Flughafengeschäftsführer Engelbert Lütke Daldrup will offenbar die TÜV-Prüfkriterien lockern – um den verschobenen Eröffnungstermin des BER halten zu können

Flughafengeschäftsführer Engelbert Lütke Daldrup will offenbar die TÜV-Prüfkriterien lockern – um den verschobenen Eröffnungstermin des BER halten zu können

Foto: Britta Pedersen / dpa

Berlin – Beim BER folgt Panne auf Panne auf Panne …

Jetzt will Berlins Flughafengeschäftsführer Engelbert Lütke Daldrup offenbar alles dafür tun, dass die Fertigstellung des Airports im Oktober 2020 gelingt – indem er fordert, dass die Prüfkriterien des TÜV extra für den BER gelockert werden!

Das legen behördeninterne Mails nahe, die dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) exklusiv vorliegen sollen. Der Flughafen hingegen bestreitet einen Zusammenhang zwischen den Forderungen und dem Starttermin 2020.

In den Mails heißt es, der Geschäftsführer der Flughafengesellschaft erwarte von allen Beteiligten Unterstützung, um den anvisierten Termin zu halten. Genauer: Die Bauaufsichtsbehörde im zuständigen Landkreis Dahme-Spreewald und die Flughafengesellschaft sollen sich darüber einig werden, wie mit wesentlichen Mängeln auf der Baustelle umgegangen werden soll.

Anfang November führte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup (r.) Abgeordnete des BER-Untersuchungsausschusses und Journalisten durch den Flughafen Tegel

Anfang November führte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup (r.) Abgeordnete des BER-Untersuchungsausschusses und Journalisten durch den Flughafen Tegel

Foto: ZB

Mängel aus der Welt schaffen – ohne sie wirklich zu beheben?

Daldrup sehe „eine Änderung der gesetzlichen Grundlagen als Möglichkeit zur Einhaltung des Termins“. Aus den Mails geht laut RBB hervor, dass Daldrup den Punkt der „ordnungsgemäßen Beschaffenheit“ von verwendeten Materialien streichen will. Damit könnte er sich etlicher Mängel entledigen, ohne dass sie wirklich behoben werden müssen.

In der Praxis würde das zum Beispiel bedeuten, dass der TüV nur noch prüft, ob Strom durch Kabel fließt – nicht aber, ob die Kabeltrassen auch normgerecht verlegt worden sind!

Die Flughafengesellschaft bekräftigte am Freitag, die Vorschriften müssten für den Eröffnungstermin nicht geändert werden: „Der BER eröffnet im Oktober 2020. Dieses Datum steht und ist an keinerlei Veränderung der Bauvorschrift geknüpft.“ Das Unternehmen sei – wie bei allen großen Bauprojekten üblich – regelmäßig mit den Behörden über Bau- und Prüfverordnungen im Gespräch.

► Bislang müssen alle sicherheitstechnischen Gebäudeausrüstungen, also Einrichtungen der Brandmeldeanlage, der Verkabelung und der Stromversorgung, von Sachverständigen überprüft werden. Dabei geht es um Fragen der Betriebssicherheit, Wirksamkeit und ordnungsgemäßen Beschaffenheit der Anlagen.

SPD und Landrat gegen Lockerung der Prüfgrundlagen

Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) bestätigt Diskussionen mit Lütke Daldrup über Normen und Prüfverordnungen. Darüber werde man auch weiterhin diskutieren. Derzeit will sie dem Ansinnen des Flughafenchefs nicht nachkommen. „Wir haben im Moment nicht vor, irgendetwas abzuschwächen oder zu streichen“, so Schneider.

Der zuständige Landrat Stephan Loge reagiert ablehnend. Er könne sich nicht vorstellen, dass die rechtlichen Prüfgrundlagen einfach den Bedürfnissen eines Investors angepasst werden, sagte er dem RBB.

BER-Timeline/Protokoll: Fehler, die beim Flughafen BER-Bau passiert sind – Infografik

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