Die Flüchtlinge sind ausgezogen, aber mindestens zehn von 63 Turnhallen sind nicht oder nur eingeschränkt nutzbar.

Die Flüchtlingskrise scheint lange vorbei, doch für einige Berliner Schulen und Sportvereine begann damit eine Odyssee: Auch zwei Jahre nach dem Auszug der letzten Flüchtlinge sind einige Sporthallen noch nicht wieder benutzbar. Eine Anfrage des CDU-Fraktionsvorsitzenden Burkard Dregger ergab, dass in mindestens zehn Hallen gar nicht oder nur eingeschränkt trainiert werden kann.

Zu Spitzenzeiten der Krise waren zwischen 2015 und 2017 63 Turnhallen mit bis zu 10.000 Flüchtlingen belegt – etwa jede sechste Halle ist also noch nicht wieder hergerichtet. „Man muss sich nicht wundern, wenn die Leute sauer werden, wenn der Senat es nicht hinbekommt, die Turnhallen innerhalb von zwei Jahren wieder in Stand zu setzen“, sagte Dregger der Berliner Morgenpost. „Wenn die Instandsetzung länger dauert als die Nutzung durch Flüchtlinge ist das unerträglich.“

Bildungsverwaltung sieht Schuld nicht bei sich

In der Antwort der Senatsverwaltung für Bildung klingt das dagegen so: Die „Sporthallen stehen zum überwiegenden Teil wieder dem Schul- und Vereinssport vollumfänglich zur Verfügung“. Lediglich in zwei Bezirken gäbe es noch Probleme: In Steglitz Zehlendorf ist die Sochos-Sporthalle am Wochenende wegen Bauarbeiten an der Tribüne und wegen Schimmelbefalls nur eingeschränkt nutzbar. Wann die Bauarbeiten beendet sein werden, ist unklar.

Im Bezirk Neukölln sind noch zwei Sporthallen betroffen: die Halle der Clay-Schule und die der Heinrich-Mann-Schule. In beiden Fällen liegt das aber daran, dass die Instandsetzung zu einer Generalsanierung der Hallen aufgewertet wurde. Statt einer Fertigstellung im April 2019 verschiebt sich das Ende der Sanierung um unbestimmte Zeit. Grund seien „offene Finanzierungsfragen“ und „komplexe technische Detailfragen“.

Berufsschulen sind besonders betroffen

Schlimmer steht es um die Hallen der zentralverwalteten und beruflichen Schulen: Von insgesamt 13 belegten Hallen sind sieben noch nicht wieder nutzbar, betroffen sind acht Bezirke. Zu den Gründen äußert sich die Bildungsverwaltung wie folgt: Die Sanierungen hätten nur zeitlich versetzt erfolgen können. „Wesentlich für die Verzögerungen sind Schadstofffunde, veränderte Sanierungsanforderungen sowie marktbedingte Verzögerungen der Ausschreibungen“, schreibt Bildungsstaatssekretär Marc Rackles. Man habe darauf keinen Einfluss.

Was das vor Ort bedeutet, zeigt der Fall der Georg-Schlesinger-Schule in Reinickendorf. Sie liegt im Wahlkreis von CDU-Fraktionschef Dregger. Seitdem Flüchtlinge in der Sporthalle der Georg-Schlesinger-Schule untergebracht wurden, konnte dort kein Unterricht mehr stattfinden. 2018 sollte die sanierte Halle eigentlich wieder übergeben werden, jetzt wird es vermutlich im Frühjahr 2019 soweit sein.

Zeitplan ist wohl wieder nicht zu halten

Grund für die mittlerweile einjährige Verzögerung am Oberstufenzentrum für Maschinen- und Fertigungstechnik an der Kühleweinstraße im Ortsteil Reinickendorf sollen verschiedene Faktoren gewesen sein. „Zusätzlich zur eigentlich geplanten Sanierung nach der Flüchtlingsunterbringung musste die gesamte Trinkwasseranlage aus hygienischen Gründen saniert werden. Durch Wasserschäden in der Vergangenheit mussten auch sämtliche Sanitärräume komplett erneuert werden“, sagt Johanna Steinke, Leiterin Kommunikation und Marketing der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), die für die Sanierung der Turnhalle verantwortlich ist.

Die Sanierungsarbeiten stellen Schulleiter Dietrich Kruse seit vielen Monaten vor erhebliche Herausforderungen. Im April soll nun laut Plan wieder Sport getrieben werden in der Turnhalle. Dregger: „Der Schulleiter hat seine Zweifel geäußert, dass dieser Zeitplan einzuhalten sein wird.“