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Burkard Dregger (CDU) ist neuer Vorsitzender der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.

© Jörg Carstensen/dpa

Berliner CDU: „Wir sind eine glaubwürdige Alternative“

Das Wahlergebnis fiel deutlich aus: Mit 27 von 31 Stimmen wurde Burkard Dregger zum CDU-Fraktionschef gewählt. Sein Kurs ist klar: gegen Rot-Rot-Grün.

Von Ronja Ringelstein

Burkard Dregger wird bei der Plenardebatte am Donnerstag das erste Mal auf seinem neuen Stuhl sitzen. Erste Reihe. Mit direktem Blick auf die Senatoren der rot-rot-grünen Regierung. Auf die will der CDU-Mann als der neue Oppositionsführer im Abgeordnetenhaus nun auch ganz genau schauen.

„Als Fraktionsvorsitzender werde ich neben dem Thema Innere Sicherheit mit unseren Fachpolitikern auch die wichtigen Themen wie Schulbau, Lehrermangel und das völlige Versagen der Regierung beim Wohnungsbau thematisieren und überzeugende Vorschläge unterbreiten“, kündigt Dregger an. Das kann er jetzt zeigen – am Dienstag wurde der 54-Jährige mit 27 der 31 Stimmen zum neuen Fraktionschef der CDU im Abgeordnetenhaus gewählt. Das entspricht einem Stimmenanteil von 87 Prozent.

Das Thema innere Sicherheit soll in der CDU nun „Chefsache“ werden

„Wir können ab morgen Regierungsverantwortung übernehmen, wenn Rot-Rot-Grün zusammenbricht, was jederzeit der Fall sein kann“, sagt Dregger nach seiner Wahl. „Wir sind eine glaubwürdige, nichts beschönigende Alternative.“

Damit stellt sich die Berliner Union neu auf. Zu Dreggers Stellvertreter in der Fraktion ist Mario Czaja mit knapp 76 Prozent der Stimmen gewählt worden: 22 Abgeordneten votierten für ihn – bei sieben Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen. Die CDU-Landesvorsitzende Monika Grütters hatte sich für diese Konstellation ausgesprochen und sie durchgesetzt: Der konservative Burkard Dregger auf Platz eins, der liberale Mario Czaja als einer der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden.

Der sagte, die Berliner seien zwar unzufrieden, würden aber bislang noch keine politische Alternative sehen – „zumindest nicht in uns. Das wollen wir nun ändern“. Zu seinem eigenen Ergebnis sagte er: „In der SPD wären viele damit sehr zufrieden. Und ich bin es auch.“

Gut möglich, dass nun mehr von der CDU im Parlament zu hören sein wird als bisher – das hat sich Burkard Dregger jedenfalls vorgenommen. Zur Abgeordnetenhauswahl 2021 sollen die Umfragewerte wieder bei rund 30 Prozent liegen, als „echte Alternative zu Rot-Rot-Grün“, sagt Dregger. Das Thema innere Sicherheit solle in der CDU nun „Chefsache“ werden – seinen Posten als innenpolitischer Sprecher will er behalten, die Innen- und Sicherheitspolitik in der CDU-Fraktion weiter federführend verantworten, sagt er.

Dregger gilt als die konservative Kraft, die einige CDU-Wähler in Berlin am Kurs der Bundeskanzlerin Angela Merkel vermissen. Dabei schätzen seine Kollegen ihn für seine freundliche und besonnene Art. Tagte freitags im Abgeordnetenhaus der Untersuchungsausschuss zum Terroranschlag am Breitscheidplatz, betrat Dregger, der bislang den Vorsitz führte, stets pünktlich, stets im Anzug gekleidet, den Raum, begrüßte die Kollegen stets mit Handschlag und einem Lächeln.

Den Vorsitz des Untersuchungsausschuss will Dregger nun aber abgeben – an Stephan Lenz. „Ich tue das mit einem weinenden Auge, es fällt mir nicht leicht diese verantwortungsvolle Aufgabe abzugeben“, sagt Dregger.

„Ich bin eben ein Berliner“

Auch in den anderen Parteien haben sie Respekt vor ihm und seiner Facharbeit. Als Innenpolitiker ist er ein Schwergewicht. Und politisch interessiert war er schon immer, wie Dregger sagt. Natürlich, bei dem Vater. Alfred Dregger war langjähriger Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Vorsitzender der CDU Hessen und seinerzeit Oberbürgermeister der Stadt Fulda. Am Mittagstisch, erzählt der Sohn, wurde viel über Politik gesprochen. Es war die Zeit des RAF-Terrors.

Dregger-Junior selbst ist bereits seit seinen Studentenzeiten CDU-Mitglied, doch aktiv wurde er erst vor knapp zehn Jahren. 2009 hatte Monika Grütters ihn auf einer Weihnachtsfeier der CDU/CSU-Bundestagsfraktion angesprochen, ob er sich nicht ehrenamtlich im Landesvorstand einbringen wolle. Er wollte, doch eine richtige Aufgabe hatte er dort nicht. Also bot er an, sich mit Integrationspolitik zu beschäftigen. Schließlich erarbeitete er in Abstimmung mit Grütters ein 45-seitiges Grundsatzprogramm für die CDU. Auf dem Landesparteitag im April 2010 wurde es einstimmig beschlossen. „So ist das losgegangen“, sagt Dregger.

2011 kandidierte er erstmals für das Abgeordnetenhaus, im ehemaligen Wahlkreis von Walter Momper (SPD), der nicht wieder angetreten war. „Ich nahm der SPD den Wahlkreis erfolgreich ab und konnte ihn 2016 bei der Berlin-Wahl verteidigen“, sagt Dregger.

Nun steht er an der Spitze der Fraktion. Das wird auch Zeit kosten. Vielleicht zu viel, als dass er den Anwaltsberuf, den er liebt, weiter ausüben könnte. 1995 kam der gebürtige Hesse nach seinem Jura-Studium nach Berlin. Trotz eines Angebots bei einer Großkanzlei in Frankfurt am Main entschied er sich für die Hauptstadt, ließ sich als Anwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht in Wilmersdorf, Ku’damm-Nähe, nieder. In Berlin lernte er auch seine Frau kennen. Mit ihr und seinen drei Kindern lebt Dregger heute in Zehlendorf.

Wahlkreis in Reinickendorf, die Kanzlei in Wilmersdorf, zuhause in Zehlendorf? „Ich bin eben ein Berliner“, sagt Dregger. Das Abgeordnetenhaus, wo er als Fraktionsvorsitzender nun ein neues Büro bezieht, liegt in Mitte.

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