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An der Universität Osnabrück kann man schon seit Herbst 2012 Islamische Theologie studieren.

© Friso Gentsch/dpa

Islamische Theologie an der Humboldt-Universität: Der Geburtsfehler des Islam-Instituts

Im Beirat darf es kein Monopol für konservative Islamverbände geben, schreibt der Innenpolitische Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus in einem Gastbeitrag.

Warum ein Institut für Islamische Theologie an einer Berliner Universität? Geht es nur um Wertschätzung gegenüber den deutschen Muslimen? Geht es nur um ihren Bedarf an qualifizierten Religionslehrern? Nein, Deutschland hat ein Interesse daran, die Religion einer wachsenden Minderheit in seine Verfassungs- und Werteordnung zu integrieren. Wer erkennt, dass der Islam in Deutschland existiert, der muss auch dafür sorgen, dass er zu Deutschland gehören kann.

Niemand kann den muslimischen Strömungen in Deutschland vorwerfen, dass sie nicht in den Genuss der kulturgeschichtlichen Meilensteine der deutschen Geschichte gekommen sind, die die Rollen der christlichen Kirchen im heutigen freiheitlich-demokratischen Deutschland prägen, wie insbesondere Reformation, Aufklärung und Säkularisation. Und es ist auch nicht die Aufgabe des Staates, Religionsgemeinschaften Veränderungen aufzwingen zu wollen. Das wäre zum Scheitern verurteilt. Reformen müssen von innen kommen.

Aber es ist die Aufgabe verantwortlichen Regierungshandelns, bei der Schaffung staatlicher Strukturen die Integrationsfähigkeit muslimischer Strömungen in Deutschland zu fördern. Diese Erkenntnis hat den Berliner Wissenschaftssenator Michael Müller und seinen Staatssekretär Krach bis heute nicht erreicht.

Vertreter eines liberalen Islams wurden ausgegrenzt

Gegen den von Beginn an wiederholt und klar vorgetragenen Rat der CDU-Fraktion haben sie nur fünf ausschließlich traditionell-konservative Islam-Verbände eingeladen, im wichtigen Beirat des zu gründenden Hochschulinstituts für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität mitzuwirken. Und mehr noch: Sie haben ihnen eine Monopolstellung angeboten; Vertreter anderer muslimischer Strömungen sollen nur mit ihrer Zustimmung aufgenommen werden können. Ein vermeidbarer Geburtsfehler, der sich im Nachhinein nur schwer korrigieren lässt. Dadurch haben Müller und Krach eine Vielzahl von muslimischen Strömungen ausgegrenzt, insbesondere auch die liberalen Muslime wie den Liberal Islamischen Bund und die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee. Diese haben in vorbildlicher Weise das Rechtsmonopol des Staates verinnerlicht, so wie es in unserem Grundgesetz verankert ist. Sie respektieren die weltanschauliche Neutralität des Staates und sind frei von politischen Einflussnahmen durch ausländische Regierungen. Wie wichtig wäre es doch, durch ihre Berufung in den Hochschulbeirat die Vertreter der traditionell-konservativen Islam-Verbände zu veranlassen, sich mit den „Reformatoren“ wissenschaftlich auseinanderzusetzen.

In Verkennung ihrer Position haben bemerkenswerterweise zwei der fünf traditionell-konservativen Islamverbände die ihnen angebotene und ihnen nicht zustehende Monopolstellung als nicht ausreichend abgelehnt. Das hat die Chance zu Nachbesetzungen eröffnet. Aber anstatt nun die frei gewordenen Plätze anderweitig zu vergeben und dabei insbesondere auch die liberalen Strömungen zu berücksichtigen, hat Wissenschaftssenator Müller die frei gewordenen Plätze gestrichen. Ein fataler Fehler, denn er zementiert die Vormachtstellung einiger weniger, nicht repräsentativer, traditionell-konservativer Islam-Verbände und grenzt die wichtigen liberalen Strömungen aus. Er verhindert, dass wir das Hochschulinstitut für Islamische Theologie als Chance für Strukturen nutzen, die die Integration des Islam in Deutschland befördern. Das muss sofort korrigiert werden.

Der Autor ist Innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.

Burkard Dregger

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