Berlin. BER-Chef Lütke Daldrup wollte den erfahrenen Flughafen-Bauer Carsten Wilmsen in sein Leitungsteam holen. Doch der sagte nun ab.

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup und der Aufsichtsratsvorsitzende Reiner Bretschneider sind mit ihrem Plan gescheitert, einen eigenen neuen Bau-Geschäftsführer für die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg einzusetzen. Am Tag vor der Aufsichtsratssitzung am Freitag sickerte durch, dass der ausgewählte Bau-Experte Carsten Wilmsen den Job abgesagt hat. Der bisherige Chef der Bauabteilung des Münchener Flughafens warf das Handtuch, weil es in Kreisen der Gesellschafter Berlin, Brandenburg und Bund Bedenken gegen die Stellenbesetzung gibt.

Lütke Daldrup wollte den erfahrenen Flughafen-Bauer in sein Leitungsteam holen, um vor allem die notwendigen Erweiterungen des BER zu übernehmen. Wilmsen hat in seiner Laufbahn schon wesentliche Bauvorhaben an den Flughäfen von Hamburg und München gemanagt.

Die Wende kommt überraschend, weil sich der Präsidialausschuss des Aufsichtsrates schon für Wilmsen als vierten Geschäftsführer nach Lütke Daldrup, Finanzchefin Heike Fölster und Personalchef Manfred Bobke-von Camen ausgesprochen hatte.

Nun hat sich aber offenbar das Land Brandenburg und hier der in der Gesellschafterversammlung agierende Finanzminister Christian Görke (Linke) dagegen gewandt, die Geschäftsführung auf vier Personen zu vergrößern. Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider, Brandenburgs Flughafenstaatssekretär von der SPD, konnte auch keine Absichtserklärung in dieser Richtung erkennen. In der ohnehin krisengeschüttelten Brandenburger Koalition gab es offenbar keine Einigkeit in dieser Frage. Angesichts dieser Konstellation blieb dem Kandidaten keine andere Option, als die Stelle abzusagen, auch wenn es gegen seine Person keine Einwände gegeben hat.

Bau-Chef hätte 300.000 Euro pro Jahr verdient

Kritik hatte es unter anderem daran gegeben, dass die vierte Führungsposition des BER noch einmal mit knapp 300.000 Euro pro Jahr besoldet werden sollte. Denn der neue Mann sollte anders als der bisherige Technik-Chef Jörg Marks im Rang eines Geschäftsführers einsteigen.

Aus Sicht des Flughafenchefs wäre das Gehalt für einen erfahrenen Flughafenbauer angesichts der Millionen-Kosten des BER jedoch gut angelegtes Geld gewesen. Denn auch der bisherige Technikchef Marks, ein früherer Siemens-Manager, kommt eher vom Anlagenbau und hat weniger Erfahrung mit einer großflächigen Erweiterung eines Airports, wie sie der Masterplan vorsieht. Nun muss Lütke Daldrup zum ersten Mal erfahren, was auch seine Vorgänger monierten: Die Politik greift sehr direkt in die Unternehmenspolitik ein.

In der Aufsichtsratssitzung am Freitag soll der Umgang mit der Personalie noch einmal Thema werden. Zudem geht es um den Masterplan, die Finanzlage der Flughafengesellschaft und weiteren Bedarf nach öffentlichen Mitteln, um den BER fertig zu stellen. Einen Eröffnungstermin wird Lütke Daldrup wahrscheinlich Mitte Dezember nennen.

Ein Rundgang über die Flughafen-Baustelle am BER

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