Berlin. Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen fordert vom Senat mehr Entschlossenheit bei der Umsetzung großer Bauvorhaben.

Für die nächsten zehn Jahre schätzt der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) den Investitionsbedarf allein in der Hauptstadt auf 50 Milliarden Euro. Der größte Bedarf entfalle dabei auf den Neubau von Wohnungen. Aber auch für die weitere energetische und altersgerechte Modernisierung des Bestandes seien erhebliche Mittel erforderlich, schätzt der Verband, der in der Region 355 Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt. Sie bewirtschaften in der Hauptstadtregion insgesamt 1,1 Millionen Wohnungen. Das entspricht 50 Prozent aller Mietquartiere in Brandenburg und rund 40 Prozent in Berlin.

Für 2017 planten die Berliner BBU-Mitgliedsunternehmen Neubauinvestitionen von rund 1,3 Milliarden Euro – fast 80 Prozent mehr als im Vorjahr, sagte Verbands­chefin Maren Kern der Berliner Morgenpost. Allerdings bereite ausgerechnet in der stark wachsenden Hauptstadt der Bau neuer Wohnungen deutlich mehr Schwierigkeiten als im Umland, wie eine Umfrage unter den Mitgliedern ergeben habe.

Zwar gaben die befragten Unternehmen an, die größten Hemmnisse sowohl in Berlin als auch in Brandenburg seien fehlende Baukapazitäten und das Fehlen von Bauland beziehungsweise teures oder teurer werdendes Bauland. Doch auf den weiteren Plätzen zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen den beiden Ländern – und dies besonders bei den Faktoren, die die jeweilige Landesregierung beeinflussen kann. Auf einer Skala von null (kein Hemmnis) bis 100 (sehr großes Hemmnis) bemängeln die Unternehmen in Berlin ein schwieriges Neubauklima (60 Punkte), während dies beim Bauen im Umland kaum eine Rolle spielte (24). Politische Unwägbarkeiten bei Bauvorhaben in Berlin wurden mit 46, in Brandenburg dagegen lediglich mit 19 Punkten bewertet. Auch bei der Baurechtschaffung schneidet Berlin (57,5) schlechter ab als das Umland (52).

Um den stockenden Wohnungsbau zu beschleunigen, schlägt Kern vor, baubehindernde Regelungen in der Hauptstadt auf den Prüfstand zu stellen. Zudem fordert die BBU-Chefin „einen Fallmanager in den Bezirken, der den Bauherren zur Seite steht und dabei hilft, die erforderlichen Genehmigungen aus den verschiedenen Fachbereichen Tiefbau, Denkmalschutz, Hochbau oder Umweltamt einzuholen“. Zudem brauche es verbindliche Zielvorgaben für die Bezirke. Anders sei das Vorhaben, 100.000 Wohnungen bis 2021 zu errichten, nicht umzusetzen. Zu den BBU-Mitgliedern zählen auch die sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. Laut Verband werden sie in diesem Jahr nicht einmal die Hälfte der vom Berliner Senat geforderten 6000 neuen Wohnungen schaffen.

Kern forderte von Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) mehr Entschlossenheit bei der Umsetzung großer Bauvorhaben. „Gerade wenn kleinteilige Ergänzungsbauten mit 20 bis 100 Wohneinheiten auf ganz viel Widerstand stoßen, sollte ich meine Kraft doch mehr auf die großen Flächen konzentrieren“, sagte sie auch mit Blick auf den Verzicht, auf der Elisabeth-Aue in Pankow rund 5000 Wohnungen zu errichten.

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