Heinz Buschkowsky redet Klartext : In Berlin riecht es nach Anarchie 

Mini-Jobs sind eine gute Alternative zum Flaschensammeln

Jede Woche schreibt Neuköllns Ex-Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (69, SPD) in BILD seine Klartext-Kolumne

Foto: Ralf Guenther / BILD / BZ
Von: von HEINZ BUSCHKOWSKY

Man könnte meinen, in Berlin geschehen doch noch Zeichen und Wunder. Oder gar auf die wahnwitzige Idee kommen, dass der linke Kultursenator und die grüne Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin sich an ihren Amtseid erinnert haben.

Vergangene Woche wurde die Volksbühne geräumt und in dieser soll die Gerhart-Hauptmann-Schule an der Reihe sein. So jedenfalls hat’s die Frau Bürgermeisterin angekündigt. Ein Rückfall in kleinbürgerliche Ordnungsprinzipien? Wohl kaum. Es scheint mehr ein Akt der Resignation vor Starrsinn und Bockigkeit.

Jede Form von Ansprache und Zugehen auf die beteiligten Aktivisten, Performer, Stadtpiraten und Stadtindianer, Revolutionäre, Studenten, Flüchtlinge, sonstige Unterdrückte und Eventsüchtige blieben erfolglos. Auch wenn tonnenweise Puderzucker sonst wohin geblasen wurde.

Die Besetzung der Volksbühne, als Performance schöngeredet, galt wie bei der Gerhart-Hauptmann-Schule einer staatlichen Institution. Die aufrechten Kämpfer wollten den Intendanten weghaben und waren gegen Gentrifizierung und Kapitalismus schlechthin. Und wo war der Staat, der sein Haus und die Mitarbeiter hätte schützen müssen? Nicht zu sehen. Und der zuständige Senator ging auf Tauchstation und deeskalierte mächtig gewaltig.

Volksbühne: Man verhandelte, bot die Suche nach anderer Bleibe an und gab sogar zwei Räume in der Volksbühne für die Besetzer frei. Doch nix da, kein Interesse bei den Streitern für den Weltfrieden. Man überließ dem Intendanten die „Drecksarbeit“, Recht und Gesetz mit der Polizei durchzusetzen.

Gerhart-Hauptmann-Schule: Fünf Jahre „verhandelte“ die Kreuzberger Bürgermeisterin. Zig Millionen an Steuergeldern verballerte sie dabei. Da haben eine Menge Arbeiter den Rücken krumm machen müssen, um diese Verschwendungssucht mit ihren Steuern zu bezahlen.

Jetzt hat sie die Nase voll und will räumen lassen. Natürlich nur, wenn den Besetzern vom Senat ein anderes Haus besorgt wird. Auch hier galt der Angriff einer (leer stehenden) staatlichen Einrichtung. Reaktion? Untätigkeit, Feigheit und Unvermögen!

Es riecht schon ein bisschen nach Anarchie in unserem Berlin. Die Steigbügelhalter dieser rechtsfreien Räume, des Nicht-Eingreifens und des Wegsehens werden von uns allen teuer bezahlt. Und sie finden sich dabei selbst noch ganz großartig. 

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