Eine Umfrage des Verbandes BBU ergab neben Mangel an Baukapazitäten und Bauland, ein schwieriges Neubauklima in der Hauptstadt.

Selbst dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) geht es beim Wohnungsbau in der Hauptstadt zu langsam voran. Er drängt seine Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke), den Neubau durch die städtischen Wohnungsbaugesellschaften stärker zu forcieren und private Investoren zu unterstützen. Denn bis 2030 müssen angesichts des prognostizierten weiteren Wachstums rund 200.000 Wohnungen errichtet werden. Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) hat jetzt die größten Hürden auf dem Weg zu diesem Ziel benannt: Mangel an Baukapazitäten, Mangel an Bauland – und ein schwieriges Neubauklima.

Diese Hemmnisse habe eine Umfrage unter großen und bauenden Berliner Mitgliedsunternehmen des BBU ergeben, wie der Verband am Mittwoch mitteilte. „Fehlende Baukapazitäten“ und „Fehlen von Bauland“ wurden von den teilnehmenden Wohnungsunternehmen nahezu gleichauf als größte Neubauhemmnisse bewertet. Auf Platz 2 folgten „Teures Bauland“, auf Platz 3 „Schwieriges Neubauklima“. Dahinter landeten „Steigende Baupreise“ und „Langwierige Baurechtschaffung“. An der Umfrage beteiligten sich 16 Berliner BBU-Mitgliedsunternehmen mit einem Bestand von über 800.000 Wohnungen, davon rund 520.000 in Berlin.

BBU-Vorstand Kern: „Dicke Bretter zu bohren“

BBU-Vorstand Maren Kern sagte: „Hier sind viele dicke Bretter benannt, die sich als erhebliche Hemmschuhe für ein sozial ausgewogenes Wachstum von Berlin erweisen können.“ „Damit das enorme Wachstum beherrschbar bleibt, müssen jetzt alle Signale auf Neubau und Entwicklung gesetzt werden“, so Kern. „Wir brauchen mehr Bauland, mehr Vernetzung und Abstimmung zwischen Berlin und Brandenburg – und mehr Investitionen in den Ausbau der gemeinsamen Infrastruktur.“ Wichtig sei auch, bei neuen Gesetzen die Einführung einer Folgenabschätzung für das Wohnen, damit nicht immer weitere neue Vorgaben Bauen und Wohnen zusätzlich verteuern. Für 2017 planen die Berliner BBU-Mitgliedsunternehmen Neubauinvestitionen von rund 1,3 Milliarden Euro – fast 80 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Stadtentwicklungsexperte der CDU-Fraktion, Stefan Evers, sagte am Mittwoch: „Der Wohnungsneubau ist eine der größten politischen Herausforderungen dieser Legislaturperiode.“

Das zeige einmal mehr die aktuelle Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), das bis 2035 ein Bevölkerungswachstum von rund 500.000 Neuberlinerinnen und -berlinern vorhersagt. „Der Senat scheint bei der Erarbeitung des neuen Stadtentwicklungsplans Wohnen von völlig unzureichenden Annahmen auszugehen“, kritisiert Evers. „Er rechnet nach eigener Aussage nur mit etwa 180.000 zusätzlichen Einwohnern bis 2030.“ Bleibe die Senatorin dabei, drohe ein „Scheitern mit Ansage“. Evers kündigte an, auf parlamentarischem Weg auf eine Korrektur der Prognose und des Stadtentwicklungsplans Wohnen zu dringen.

Vor allem Wohnungen für Studenten fehlen. Laut dem aktuellen Gutachten des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln in Kooperation mit ImmoblienScout24 stieg die durchschnittliche Nettokaltmiete für Studentenwohnungen in Berlin um über 70 Prozent. „Die vom Senat bis zum Jahr 2020 versprochenen 5000 neuen Studentenwohnungen reichen noch nicht einmal aus, um alle Erstsemester zu versorgen, die in wenigen Wochen ihr Studium in Berlin beginnen werden. Es ist an der Zeit, den Wohnungsbau ins Zentrum der Politik zu rücken und zur Chefsache zu machen“, fordert Adrian Grasse, forschungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion.