| | | 23. Dezember 2016 | | Terroranschlag in Berlin erfordert Besonnenheit und Solidarität | | Liebe Leserinnen und Leser, eigentlich sollte der Newsletter der vergangenen Woche der letzte für dieses Jahr sein. Zu dem furchtbaren Terroranschlag am Montagabend auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz kann ich aber nicht schweigen. Ein Lkw fährt plötzlich über den Weihnachtsmarkt. Er tötet 12 Menschen, 48 werden zum Teil schwer verletzt. Nach allen bisherigen Erkenntnissen handelt es sich um einen Terroranschlag, ausgeführt durch den sogenannten „Islamischen Staat“. Der Täter oder die Täter sind auf der Flucht. Die Tat hinterlässt viele Fragen. Islamistische Terroranschläge mit Toten kannten wir bisher von unseren Nachbarn in Paris, Nizza, Brüssel, London oder Madrid. Wie eine Insel der Ruhe wirkte Deutschland, weil wir bisher vieles im Vorfeld verhindern konnten. Es ist, als ob ein Urvertrauen in uns zerstört sei. Dementsprechend hoch schlagen die Wogen der Wut. Von der Politik werden Antworten erwartet. Tatsächlich können wir sie nicht geben. Das Geschehene muss zunächst ermittelt werden. Erst dann können wir über Konsequenzen nachdenken. Am Mittwoch hatte das Bundeskabinett einen Entwurf zur Änderung des Bundesdatenschutzgesetzes verabschiedet. Es soll eine bessere Videoüberwachung öffentlicher Plätze ermöglichen. Das ist die Konsequenz aus den Anschlägen in Ansbach und Würzburg. Aber auch das tröstet nicht. Ich bin ebenso sprachlos und fassungslos wie viele von uns. Auch ich kann nichts anderes, als den Angehörigen und Freunden der Opfer mein tief empfundenes Mitgefühl versichern. Eines möchte ich aber gern mit auf den Weg geben. Unter den unzähligen Kerzen und Blumen, mit denen die Menschen in Berlin ihre Trauer zum Ausdruck brachten, waren auch einige kleine Schilder. Eines beispielsweise mit der Aufschrift: „From Aleppo to Berlin – we know your pain“. Ein anderes mit der Aufschrift: „You will not divide us!“ Diese kleinen Schriften erhalten größere Botschaften, als sie manche staatstragende Rede zum Ausdruck bringen könnte. Der sogenannte „Islamische Staat“ will unsere Gesellschaft spalten. Der IS kalkuliert mit diesen Anschlägen unseren Hass und unsere Abkehr von den Muslimen. Je mehr wir das tun, je mehr wir fremdenfeindliche Parteien wählen, die Muslime des Landes verweisen wollen, Deutschland und Europa von äußeren Einflüssen abschirmen, umso mehr arbeiten wir den Islamisten in die Hände. Der Großteil der Muslime will keine Gewalt. Aber je mehr wir signalisieren, unter uns sei kein Platz mehr für sie, umso mehr werden einige von ihnen zu Gewalt neigen. Es ist die perfide Strategie des IS, ihre Glaubensbrüder dafür zu benutzen. Das ist es auch, was uns Mut machen sollte, die Botschaft des Weihnachtsfestes zu feiern. Trotz des schrecklichen Ereignisses. Bleiben wir besonnen in unserem Handeln. Bleiben wir solidarisch gegenüber Menschen, die anders sind. Lassen wir uns nicht verführen, dass ein Generalverdacht gegen alle unser Handeln bestimmt. Das wird nicht leicht. Aber es ist ein Weg, mit dem wir die Zukunft bestimmen können, ohne bestimmt zu werden. Nochmals gesegnete Weihnachten! Ihr
Johann Wadephul
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