| | | 08.04.2016 | | Zuerst den Menschen sehen | | In dieser Woche thematisierte das Bundesinnenministerium die zunehmende Gewalt gegen Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes in Deutschland. Bundesinnenminister Thomas de Maizière stellte klar, dass der Staat für die öffentliche Sicherheit verantwortlich sei. Er habe seine Bürger vor Gewalt zu schützen. Bei den Menschen, die als Polizisten, Lehrer, Mitarbeiter in Verwaltungen oder Pflegeeinrichtungen für die Gemeinschaft tätig sind, habe der Staat als Arbeitgeber zudem eine Fürsorgepflicht. Der ehemalige Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Bernhard Witthaut, erklärte, dass 90 Prozent der Polizistinnen und Polizisten Erfahrungen mit verbaler oder körperlicher Gewalt gemacht haben, teilweise mehrfach. Erst seit 2010 erfasse die Statistik Polizisten als Opfer von Straftaten. Die Tendenz der Zunahme bestätige sich dabei. Es geht aber nicht allein um Polizisten. Immer öfter sehen sich auch Mitarbeiter von Jobcentern oder Sozialämtern Bedrohungen ausgesetzt, wenn Leistungsbewilligungen beispielsweise nicht den Erwartungen entsprechen. Lehrerinnen und Lehrer sind oftmals einem nicht zu akzeptierenden Ton der Schüler und Eltern ausgesetzt. Die CDU-geführte Bundesregierung arbeitet nun an Maßnahmen, mit denen der Staat seine Bediensteten besser schützen könne. Dazu gehörten härtere und schnellere Strafen, Trainingsmaßnahmen zur Konfliktdeeskalation und eine bessere Ausstattung der Polizei. Meine Meinung Die Tendenzen einer zunehmenden Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft auch gegenüber staatlichen Bediensteten nehme ich sehr ernst. Ich denke beispielsweise mit Schrecken an einen Beamten des Rendsburger Finanzamtes, der vor zwei Jahren durch einen Steuerberater getötet wurde. Sicher, abgelehnte Leistungsbescheide, Pflegestufen oder Steuerwidersprüche führen zu Verärgerung. Aber niemals darf Gewalt die Antwort sein. Die Ursachen dieser Entwicklung sind sicher vielfältig. Außer dem Zahlen von Steuern haben die Bürgerinnen und Bürger heute kaum noch Pflichten gegenüber dem Staat. Wir haben die Wehrpflicht ausgesetzt, allgemeine Dienste beim Katastrophenschutz oder im sozialen Bereich gehören schon lange der Vergangenheit an. Wir dürfen nicht nur frei und geheim wählen gehen, wir dürfen ohne jede Konsequenz auch nicht wählen. Staatliche Eingriffe in die Familienplanung und in die Religionsausübung verbitten wir uns ohnehin und zu Recht. Diktaturen tun so etwas aber gern. Unsere Gesellschaft ist sehr liberal und so wollen wir es ja auch. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass ein gelingendes Gemeinwesen auch etwas mit uns zu tun hat. Der Staat mehr ist als ein Dienstleister, der meinen Willen umzusetzen hat. Er braucht Geben und Nehmen. Dabei ist es wohl das Mindeste, in einem Bediensteten des Staates jenen Menschen zu sehen, als der wir selbst behandelt werden wollen. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende! Ihr
Johann Wadephul
|
|
|
| |
|
| |