Berlin . Der Kita-Betreuungsschlüssel wird kurzfristig erhöht. In der Senatsverwaltung gibt es jetzt eine „Taskforce Kita“.

In der Stadt fehlen Kitaplätze, immer öfter finden Eltern trotz Kitagut­scheins und intensiver Suche keinen geeigneten Betreuungsplatz für ihr Kind. Nun reagiert man in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie mit weiteren Maßnahmen, um die Situation aktuell zu entschärfen. Die Behörde verschickt dieser Tage einen Brief an alle Bezirke und Kitaträger. Darin heißt es, es müssten „alle Möglichkeiten weiterer kurzfristiger und gegebenenfalls befristeter Platzzahlerhöhungen genutzt werden“. Sprich – es darf ein Kind mehr pro Gruppe aufgenommen werden, es verändert sich also der Betreuungsschlüssel.

„Angesichts der angespannten Kita­situation sind punktuelle und befristete Abweichungen vom Betreuungsschlüssel unvermeidlich“, sagt dazu Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Sie betont aber, dass die Kita­gruppen auch nach einer solchen Erhöhung noch kleiner seien als vor einigen Jahren. Und auf lange Sicht halte man weiterhin an dem verbesserten Betreuungsschlüssel fest.

Ein Grund dafür, dass sich die Lage jetzt so zuspitzt, ist neben der steigenden Zahl von Kitakindern auch, dass Eltern nun vor Gericht einen Kitaplatz einklagen können. Damit sind die Bezirke jetzt auch per Gericht verpflichtet, den Eltern kurzfristig Betreuungsplätze anzubieten.

Auch deshalb hat man nun in der Senatsverwaltung eine „Taskforce Kita“ für besonders dringende Fälle gebildet. Die hat im Gespräch mit den großen Kitaträgern pro Bezirk jeweils 15 neue Kitaplätze für solche Fälle geschaffen. Außerdem will man mit dem Projekt „Pro Quereinstieg“ neue Erzieher finden. Wer sich für die berufsbegleitende Ausbildung zum Erzieher entscheidet und ab Herbst einen Schulplatz hat, kann mit „Anleitungsstunden“ sofort beschäftigt werden.

Idee des Kita-Gutscheins wird ad absurdum geführt

Für Verärgerung sorgen Pläne der Bezirke Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg, sich mit den Kita-Eigenbetrieben abzuschotten, also nur noch Kindern aus dem eigenen Bezirk einen Platz dort anzubieten. Falko Liecke, Jugendstadtrat aus Neukölln, warnt, dass mit dieser „Friedrichshain-Kreuzberg First“-Praxis die Idee des Kitagut­scheins, der ja berlinweit gelten soll, ad absurdum geführt werde. „Das ist eine Katastrophe für Tausende Familien“, meint er, denn oft suche man den Kitaplatz nicht nach dem Wohnort, sondern nach dem Arbeitsplatz aus. Doch die ganze Entwicklung wundere ihn nicht. „Hier zeigt sich die große Hilflosigkeit der Senatsverwaltung, das Pro­blem zu lösen.“ Man habe jahrelang verschleppt, auf die steigende Zahl von Kitakindern zu reagieren.

In seinem Bezirk hält man sich beim direkten Zugriff auf die Kitaplätze der Eigenbetriebe zurück. Lediglich 50 Plätze stehen dem dortigen Jugendamt nun nach einer Vereinbarung direkt zu – für die Härtefälle. Grundsätzlich meint Liecke aber: „Die Kontingentlösung ist völliger Quatsch.“