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Anpfiff an der Straße xy. Die meisten Sportplätze tragen nur Ortsnamen. Wenn nun Sponsoren Geld zahlen, sollte man auf die Einnahmen verzichten?

© Kitty Kleist-Heinrich

CDU-Vorschlag: Namen der Berliner Sportplätze an Sponsoren verkaufen?

Die CDU denkt darüber nach, Namenssponsoring auszuweiten, um die Kassen der Bezirke zu füllen. Was halten Sie davon?

Mächtige Bäume mit ausladendem Blattwerk ragen in die Höhe, es gibt Kunstrasenplätze, einen Rasenplatz und mehrere Tennisplätze, alles eingebettet in ruhige Seitenstraßen. Eine 400-Meter-Laufbahn liegt um den Rasenplatz, vor dem Eingang liegt, wie ein riesiger Betonteppich, der Parkplatz für viele Dutzend Fahrzeuge. Klingt doch verlockend. Im Angebot also, zum Beispiel: das Bose-Stadion in Tempelhof.

Es könnte mal „Elektromeister-Müller-Arena“ heißen oder „Möbel-Schmidt-Stadion“. Auf jeden Fall nicht mehr so langweilig wie jetzt: „Bose-Stadion“, nur weil es in der Bosestraße liegt. Jetzt muss jemand nur noch den Plan umsetzen, den die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus entwickelt hat.

Er liegt als Antrag vor, der Plan, und hat als Kernsatz: „Der Senat wird aufgefordert, die Möglichkeiten der Vermarktung von Namensrechten an landeseigenen Sportanlagen zu prüfen. Dabei sollen sowohl dauerhafte als auch befristete Übertragungen der Namensrechte berücksichtigt werden.“

„Die Klubs freuen sich doch, wenn sie sanierte Sportanlagen haben.“

Tim-Christopher Zeelen, einer der Unterzeichner des Antrags und stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses, erklärt, was damit genau gemeint ist. Die Einnahmen aus dem Namenssponsoring sollen in die Kassen des jeweiligen Bezirks fließen. Mittelbar profitierten die Vereine, die diese Anlagen benützten, von diesem Sponsoring. „Die Klubs freuen sich doch, wenn sie sanierte Sportanlagen haben.“

Zeelen und seine Kollegen denken in erster Linie an Freiluft-Areale, Schulturnhalle kommen nicht infrage. Die Max-Schmeling-Halle und das Velodrom allerdings schon. Zeelen hat sich mal in der Handball-Bundesliga umgeschaut. „Die meisten Hallen dort tragen Sponsoren-Namen.

Die Füchse sind eine der wenigen Mannschaften, die in einer Halle ohne Sponsoring spielen.“ Das Olympiastadion, das stellt der CDU-Politiker klar, ist bei den Überlegungen außen vor. „Das hat ein Alleinstellungsmerkmal, das tasten wir nicht an.“ Bei dem Plan geht’s natürlich um „relevante Summen“, sagt Zeelen. „Es sollen ja Mehrjahresverträge sein, da reden wir schon von Millionen Euro.“ Die bringt ein Sponsor natürlich nur auf, „wenn er einen Werbeeffekt sieht“.

Die Senatssportverwaltung ist durchaus offen für solche Überlegungen. Ein Sprecher sagt: „Eine Übertragung der Namensrechte an den Berliner Sportanlagen ist grundsätzlich möglich.“ Aber: „Sowohl in rechtlicher als auch in konzeptioneller Hinsicht existieren jedoch eine Vielzahl offener Fragen.“

Eine lautet: Wie reagiert die Konkurrenz eines Sponsors? „Die Bindung einer Sportanlage an einen bestimmten Firmennamen kann unter Umständen dazu führen, dass spartengleiche Sponsoren die betreffende Anlage nicht mehr nutzen wollen. Eine Anlage käme dann als Veranstaltungsort für bestimmte Veranstaltungen nicht mehr in Betracht.“ Oder aber, es müssten notfalls die Namensrechte für die Dauer der Veranstaltung „zurückgekauft“ werden.

„Auf Bezirksebene mag so etwas gehen, auf Landesebene sehen wir das skeptisch"

Gut, bei den üblichen Bezirkssportanlagen geht’s vor allem um Breitensport. „Aber“, sagt der Sprecher, „wenn die betreffende Anlage von mehreren Vereinen genutzt wird, könnte dies ebenfalls dazu führen, dass die Namensvergabe die Möglichkeit der Sponsorengewinnung einschränkt.“ Fazit: „Auf Bezirksebene mag so etwas gehen, auf Landesebene sehen wir das skeptisch und planen keine Veräußerung der Namensrechte.“

Und was die Hallen betrifft: Für das Velodrom und die Max-Schmeling-Halle stehen im diesjährigen Haushalt 3,1 Millionen und für 2019 2,12 Millionen Euro für Sanierungen und Investitionen zur Verfügung.

Auch der Bezirk Mitte teilt mit: „Grundsätzlich kann man sich dieser Idee nicht verschließen, wenn diese dem Wohle des Sports dient.“ In Mitte käme dafür das Poststadion infrage. Der größte Sanierungsstau besteht dort allerdings bei Schulsporthallen. 2017 stellte der Bezirk rund zwei Millionen Euro für die Sanierung von Bezirkssportanlagen bereit, 2018 soll es eine ähnliche Summe sein (ohne Schulsportanlagen). Nur gibt es da ein Problem: Es fehle an Personal, um alle Pläne optimal umsetzen zu können.

„Das Problem ist der Personalmangel in den Ämtern. "

Da kann Harald Sielaff nur zustimmen. Er redet als Vereinsvertreter, Sielaff ist Mitglied im Vorstand des FC Viktoria Tempelhof-Lichterfelde, sein Klub nützt unter anderem das Bose-Stadion. Er findet die Sponsoring-Idee ja „grundsätzlich gut“. Grundsätzlich. Wenn’s konkreter wird, hat er seine Probleme. „Geld ist doch genügend da, das Problem ist der Personalmangel in den Ämtern. Im Bezirk Tempelhof-Schöneberg wurden doch viele Gelder für Sanierungen erst gar nicht abgerufen.“

Und wenn sie doch abgerufen werden, gibt’s nicht selten Probleme. Das Bose-Stadion? Klar, theoretisch wäre das ein Fall für so ein Sponsoring. In der Praxis schlägt Sielaff bei dem Namen die Hände überm Kopf zusammen. 2017 sollte die Laufbahn erneuert werden. Dummerweise wurde die Sanierung aber nicht rechtzeitig fertig, gearbeitet wird immer noch. Leichtathletik-Training unmöglich. Fußballer, etwa die des FC Tempelhof-Lichterfelde, sind aber gleich mitbetroffen. „Wegen der Bauarbeiten ist gleich auch noch der Rasenplatz gesperrt“, stöhnt Sielaff. „Stand heute bis Ende Mai.“

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